Demokratieverständnis einer Krone-Leserin
Nachdem ich der Meinung des Volkes (Anm: Krone, Das freie Wort!), (fast) unverständlicher Weise, einige Zeit lang abgeschworen hatte, wagte ich mich vergangenes Wochenende doch wieder daran diese einzuholen. Wie sich später herausstellen sollte, glücklicherweise, denn mein Demokratieverständnis wurde regelrecht zertrümmert. Eine gewisse Fr. Leitner hat mir die Augen geöffnet, aber überzeugt euch selbst:
"Kronen Zeitung", Leserbrief vom 15.8, Fr. Dagmar Leitner
PS: Ob sich Fr. Leitner nach ihrer Methode auch die "Nein" Stimmen errechnet hat? bz
voodoo - 18. Aug, 20:21
Unterm Dolferl hätts des net gebn
Natürlich haben es die Krone-Leser schon immer gewusst, dass dieses europäische „Un-Friedensprojekt“ nichts Gescheites ist aber sie scheinen doch manchmal zu vergessen, wie diese (vermeintlich) klare Mehrheit für den EU-Beitritt damals zustande kam. Hans Dichand wertet es vermutlich als größten Fehler seiner Karriere aber er gab 1994 im Vorfeld der Abstimmung dem Druck der pro-europäischen Politiker (heute: „so genannte Volksvertreter“, „Volksverräter“, usw.) nach und ließ sein massentaugliches Kleinformat widerwillig FÜR diesen folgenschweren Beitritt instrumentalisieren. Es ist kaum anzunehmen, dass dies bereits gewitztes Kalkül war, um Jahre später die Leserschaft durch bloße Ablehnung der EU im ungeahnten Ausmaß zu einen.
Eigentlich ist es kaum üblich, über die Einführung von Diktaturen demokratisch abstimmen zu lassen aber wenn, dann sollte es wenigstens eine solide Mehrheit geben und keine (noch dazu getürkten) zwei Drittel. Vielleicht denkt unsere Rechenkönigin gerne melancholisch an 1938 als Demokratie noch funktionierte und 99,73 % der Österreicher, die sich übrigens bald darauf als Opfer herausstellen sollten, für den Anschluss an eine Diktatur stimmten. (Für Frau Leitner: offizielle Wahlbeteiligung war 99,71 %).
Diese gewaltige Zustimmung ist aber auch plausibel, schließlich rangiert das Dritte Reich hinter der teuflischen EU und den jeweiligen Alleinregierungen von Klaus und Kreisky bestenfalls auf Platz 4 in der Hitliste der „schlimmsten Diktaturen die Österreich je sah“
Außerdem: Wo bleibt bitte die Pressefreiheit, wenn sich "Volksverräter Nr. 1" (variabel), BP Heinz Fischer blöd aufquargelt, weil die Krone einen Brief einer erbosten Leserin veröffentlicht, wo diese feststellt, Fischer sei wegen seiner Ablehnung einer Volksabstimmung schlimmer als Hitler.
Abschließende Frage an die demokratiebewusste Frau Leitner: Haben wirklich mehr als 50 % ALLER Iren den Vertrag von Lissabon abgelehnt?