Das Wunder von Wien
Es ist mir ein Rätsel, wie sich zuletzt eine Euphorie um das Nationalteam entwickelte, wo doch noch vor einem Jahr die Stimmen immer lauter wurden, die anregten, unser katastrophal agierendes Team sollte auf seine Teilnahme an der Europameisterschaft zugunsten Qualifizierterer verzichten. Rätselhaft deswegen, weil unsere neuen Helden jetzt zwar merklich besser spielen, in den letzten 12 Monaten aber doch gerade einmal zwei Spiele gewonnen haben.
Trotzdem ist dieser optimistische Patriotismus, solange er sich freilich in einem fairen Rahmen bewegt, durchaus gut für die Stimmung bei dieser Großveranstaltung im eigenen Land, und die nur bedingt zu erwartende Begebenheit, dass vor dem letzten Gruppenspiel noch ein Aufstieg möglich ist, macht die Sache natürlich besonders spannend.
Obwohl ich nun trotz der landesweiten Zuversicht nicht den Umstand verdrängen konnte, dass die ÖFB-Auswahl wohl doch der krasseste Außenseiter ist, der je an einer EM-Endrunde teilnahm, blieb mir auch diesmal mein geheimer Zweckoptimismus, der mich auch gegen die mächtigsten Gegner immer leise hoffen lässt: heute klappt vielleicht einmal die Sensation.
Heute sieht das aber alles ganz anders aus; Würde nämlich Österreich heute gegen Deutschland gewinnen, dann wäre das für mich ein Wunder, und an solche glaube ich nicht.
Damit meine ich nicht, dass es generell ein Wunder wäre, wenn Österreich einen Gegner dieser Dimension schlagen würde – in 90 Minuten kann bekanntlich alles passieren – aber diese spezielle Konstellation ist einfach zu kitschig.
Wäre es das erste oder zweite Spiel ohne diesen k.o.-Charakter; wäre es nicht seit Monaten in den Medien derart aufgelegt; und – hieße der Gegner eben nicht gerade Deutschland sondern meinetwegen Italien oder Holland; OK - leichter Optimismus angebracht!
Aber Österreich steigt ins Viertelfinale auf und schickt gleichzeitig die Deutschen heim? Nein. Das kann einfach nicht sein. Das gibt es nur in Filmen. Es wäre zu schön und würde hierzulande einen ekstatischen Ausnahmezustand auslösen (der wohl hauptsächlich auf Schadenfreude basieren würde). Das wäre kein zweites Córdoba sondern sein kaum zu übertreffendes Superlativ.
Denn was war schon in Córdoba? Österreichs Ausscheiden war bereits vor diesem legendären Spiel besiegelt und auch Deutschland hätte ein Sieg mit weniger als 5 Toren Differenz nicht zum Aufstieg in die nächste Runde gereicht.
Dass sich um dieses, de facto bedeutungslose Spiel, nicht zuletzt übrigens aufgrund Edi Fingers Verzückung, im Laufe der Jahre ein derartiger Mythos bildete, der heuer zum Jubiläum und zum speziellen Anlass der Neuauflage umso mehr ausgeschlachtet wird, muss man leider mittlerweile als Armutszeugnis werten.
Fazit: Ich glaube nicht, dass heute das Wunder von Wien passiert. Im Gegenteil. Der haushohe Favorit wird sich deutlich durchsetzen, den Österreichern keine Chance lassen und die Hoffnungen der enthusiasmierten Anhänger gnadenlos zerlegen.
So kann in absehbarer Zeit wieder alles normal sein; die Österreicher lästern über ihr notorisch erfolgloses Nationalteam und idealisieren weiterhin das Spiel der Spiele, jenes am 21.Juni 1978 in Argentinien – vermutlich bis endgültig jeder narrisch wird.
Vielleicht sind wir 2018 bei der Weltmeisterschaft und hoffen auch zum vierzigjährigen Jubiläum wieder auf das längst fällige zweite Córdoba. So eine Chance wie heute kommt jedenfalls so bald nicht mehr.
Mein nüchterner Tipp:
Östereich : Deutschland, 0:4
tw
P.S.: Burschen, belehrt mich eines Besseren!
Trotzdem ist dieser optimistische Patriotismus, solange er sich freilich in einem fairen Rahmen bewegt, durchaus gut für die Stimmung bei dieser Großveranstaltung im eigenen Land, und die nur bedingt zu erwartende Begebenheit, dass vor dem letzten Gruppenspiel noch ein Aufstieg möglich ist, macht die Sache natürlich besonders spannend.
Obwohl ich nun trotz der landesweiten Zuversicht nicht den Umstand verdrängen konnte, dass die ÖFB-Auswahl wohl doch der krasseste Außenseiter ist, der je an einer EM-Endrunde teilnahm, blieb mir auch diesmal mein geheimer Zweckoptimismus, der mich auch gegen die mächtigsten Gegner immer leise hoffen lässt: heute klappt vielleicht einmal die Sensation.
Heute sieht das aber alles ganz anders aus; Würde nämlich Österreich heute gegen Deutschland gewinnen, dann wäre das für mich ein Wunder, und an solche glaube ich nicht.
Damit meine ich nicht, dass es generell ein Wunder wäre, wenn Österreich einen Gegner dieser Dimension schlagen würde – in 90 Minuten kann bekanntlich alles passieren – aber diese spezielle Konstellation ist einfach zu kitschig.
Wäre es das erste oder zweite Spiel ohne diesen k.o.-Charakter; wäre es nicht seit Monaten in den Medien derart aufgelegt; und – hieße der Gegner eben nicht gerade Deutschland sondern meinetwegen Italien oder Holland; OK - leichter Optimismus angebracht!
Aber Österreich steigt ins Viertelfinale auf und schickt gleichzeitig die Deutschen heim? Nein. Das kann einfach nicht sein. Das gibt es nur in Filmen. Es wäre zu schön und würde hierzulande einen ekstatischen Ausnahmezustand auslösen (der wohl hauptsächlich auf Schadenfreude basieren würde). Das wäre kein zweites Córdoba sondern sein kaum zu übertreffendes Superlativ.
Denn was war schon in Córdoba? Österreichs Ausscheiden war bereits vor diesem legendären Spiel besiegelt und auch Deutschland hätte ein Sieg mit weniger als 5 Toren Differenz nicht zum Aufstieg in die nächste Runde gereicht.
Dass sich um dieses, de facto bedeutungslose Spiel, nicht zuletzt übrigens aufgrund Edi Fingers Verzückung, im Laufe der Jahre ein derartiger Mythos bildete, der heuer zum Jubiläum und zum speziellen Anlass der Neuauflage umso mehr ausgeschlachtet wird, muss man leider mittlerweile als Armutszeugnis werten.
Fazit: Ich glaube nicht, dass heute das Wunder von Wien passiert. Im Gegenteil. Der haushohe Favorit wird sich deutlich durchsetzen, den Österreichern keine Chance lassen und die Hoffnungen der enthusiasmierten Anhänger gnadenlos zerlegen.
So kann in absehbarer Zeit wieder alles normal sein; die Österreicher lästern über ihr notorisch erfolgloses Nationalteam und idealisieren weiterhin das Spiel der Spiele, jenes am 21.Juni 1978 in Argentinien – vermutlich bis endgültig jeder narrisch wird.
Vielleicht sind wir 2018 bei der Weltmeisterschaft und hoffen auch zum vierzigjährigen Jubiläum wieder auf das längst fällige zweite Córdoba. So eine Chance wie heute kommt jedenfalls so bald nicht mehr.
Mein nüchterner Tipp:
Östereich : Deutschland, 0:4
tw
P.S.: Burschen, belehrt mich eines Besseren!
voodoo - 16. Jun, 19:15